Vinzenz Fengler

Texte zur gleichnamigen Ausstelllung 2008

ANFANG DES RAUSCHENS

sinn- und loses in amorphen auf- und

zu-sammenhängen. hirngedrechselter

gedankenspan ins trudeln gekommen

im kopf aber nicht über die lippen

hängengeblieben in wänden steiler

zahnreihen klippen und verwerfungen

unan- und aus-gesprochene frag-         

mente ausgeweideten lichtblitzkadavers

an denen ich zu kauen habe: ungebo- 

und ausgegorene worte ohne anbindung

an das selbst. gefälliges schweigen

RAUSCHEN Nō 1

aber wisse: diese gewisse unterschwellige

härte in meinen worten wird mir weder zu-

noch abzusprechen sein. sie ist gewissen.

weder guten noch schlechten (.) geschuldet

ich nenne sie zu-schreibungen die gesprochen

nicht auf-gehen. mir nicht und sich. nicht.

wahr. ist doch nur selbstgeschriebenes

und –getriebenes in dem ich ansatzweise

verkörpert. bin. ich. nicht. nur ein bruchteil

von dem was ich und du und die anderen

von mir. wissen. ist macht. eine triebfeder

für. alles. blinde flecken und worte gewisse

unterschwellige harte. ein-sichten. für.

aus-gesagtes. werde ich immer widerrufen. wisse

RAUSCHEN Nō 2

tränen.drüsen. versiegte quellen und

stillhalteabkommen. mit sich selbst.

abgeschlossen. im finalen GAU der

gedankengänge. vergangen. verlaufen.

wir uns an uns und uns. und prämien

einkassiert für unbestellte felder. brachen

bloß- und blankliegender larmoyanzen:

aufgerechneter gegenwert. quittung für

emotionalen überschwang fetter jahre

die verjährt und nicht mehr zu stunden sind:

schulden.grund. und sühne. sitzengeblieben

auf rechnungen: eingebrockt. ausgesessen

aber uns vergeben. einander aneinander

vergebens gebend: hoffnungsvolle narren.

und in den leeren augen kreuzen mutig

kleine betrunkene schiffe mit weißen segeln

die pupillen deiner und meiner sehnsucht

RAUSCHEN Nō 3

ein handfester rausch. ja. vielleicht auch

kopffest biblische sprüche aufgeweicht. zu

was denn das führt fragst du. mich hast du

wahrscheinlich fest in der hand sag ich. aber

laß uns doch die versickerte schwere streicheln

unter den kieseln. die verirrten maulwürfe

unserer vorletzten von uns abgefallenen wut

RAUSCHEN Nō 4

in dieser nacht.schwere. etwas

betäubendes und drückendes.

in den harzigen räumen meines

rückzugs.kommandos. mich inwärts

dirigierend hinter die frontlinie

meiner zweifelnden grabenkämpfe

und der anklang eines außenblicks

verstört. meine routinierte

verweigerung. wird sprach.los.

gelöst. von einer diffusen ko.

existenz: augen.blick. vage

erinnerte vorstellung aus

zwischenreichen. begegnungen

RAUSCHEN Nō 5

viel zu leicht bekleidet. dieser morgen.

fröstelnd. an der böschung des nachtgewandten

kanals. ausdünstungen formloses. und dieser zustand

stellt das erwachen in frage. viel zuschwer.wiegend.

in den zweigen. all die flüchtigen namen die ich dir

gab weil ich dich nicht kannte

geflüstert ins laue. viel zu leise. und

abseitig manifestiert sich eine ahnung:

versatzstücke von dir und mir

RAUSCHEN Nō 6

diese nacht. haltlos. die herzen

wieder. schmerzlos. haben wir

uns aneinander gehalten. ohne not.

zweifelsfrei. trifft uns das.

schief in den angeln der nacht

hängende. pforten. die nicht mehr

aufzustoßen gehen. verloren

auf posten drückender aprilschwere

formieren wir uns. neu.gierig.

drücken wir uns die nasen platt

an den scheiben der fenster die

zum vorhof der lust gehen

RAUSCHEN Nō 7

beginn einer richtung. an der unterseite

sagbaren nachmittags. aber körperloses

oder versprengte formen. zerrissenes

an der nahtstelle von wort und verlust

unbestimmtes auch. und am leergeräumten ort

der vorstellung erwägungen die sich langsam

verdichten. selbsteingeweihte verkörperungen

zugesprochen dem ich vom ich. zugeschrieben

dem du am beginn einer ahnung einer spur

VORAHNUNG VOM ENDE DES RAUSCHENS

die worte wollten sich konstituieren

zu reihen sprachlichen widerspruchs

die form verlassend

aber die form war ich selbst

unauflösbar verstrickt in die

verwirklichung der realität

und ich sah den widerspruch

sich aus sich selber lösen

ein unvermeidbarer defekt

notwendigerweise vergrieseltes

gestörtes im dialog mit dem

verregneten nachmittag

daß das bild hinter dem bild

sichtbar würde: namenloses

rauschen abseitiger möglichkeiten

die worte sich ereignen zu lassen

ENDE DES RAUSCHENS

im sand teile des augusts: steine nuancen

meiner namen die abermals stimmen

und der sturm trägt erinnerungen herüber:

liedfragmente die mir zwischen

den zähnen knirschen

aber nachmittags beginnt eine große ruhe

ein intimes bruchstück überstandener ahnungen

doch wir werden unsere kleider vertauschen und

unsere namen vergessen

die ausgefransten ränder des strandes werden die grenze sein die wir betreten: letztmalig

und im ausufern des meeres werden wir uns erkennen: fortgeschrieben ohne unser zutun

wissend ohne erkenntnis

2008