“Ästhetische Verabreichung # 2” und “0,5 mg Schönheit, 3x täglich, 2 Wochen”. So steht es, mit Unterschrift der Ärztin/des Arztes, auf den Rezeptzetteln, die Murabito und Fengler – in weißen Kitteln – den Passanten ausstellen. Die als Medikament verschriebenen 0,5 mg Schönheit haben die beiden Künstler_innen in Form von gerahmten Schwarz/Weiß Fotografien acht Performer_innen in die Hände gegeben und diese als “Bildhalter” im öffentlichen Straßenraum in einer Reihe postiert.
Dabei geht es den beiden einerseits darum, ihre Werke aus dem klassischen – abgeschlossenen – Galerie-Kontext zu lösen, andererseits darum, die Wirkung der Bilder auf zufällig vorbeigehende – und diesen Kontext möglicherweise nie streifende – Menschen zu untersuchen; also sowohl um die Zugänglichmachung von Kunst für Jedermann, als auch um das Setzen eines visuellen Kontrapunktes zur Farb- und Informationsüberflutung im öffentlichen Raum. Diesen Eingriff nennen die Künstler_innen Murabito und Fengler “Asthetische Intervention”, und es ist ihre zweite, die erste führten die beiden im Vorfeld der Performance im berlinweiten Straßenraum durch. So erheben die klaren und auf Schwarz und Weiß reduzierten Fotografien der Künstler_innen nicht den vordergründigen Anspruch auf eine – beispielsweise der Werbung inhärente – Informationsweitergabe, wohl aber den Anspruch Kommunikation zu provozieren. Bewußt sind die Bilder deshalb nicht betitelt und laden zu einer freien und unvorbelasteten Auseinandersetzung mit ihnen ein. Erst über das Aufsuchen der auf den Rezeptzetteln vermerkten Websites der Künstler_innen erfährt der Betrachtende, daß es sich um vier Bilder von Murabitos Serie “Abwesenheit” und um je zwei Bilder von Fenglers Serien “Panta Rhei” und “Schuld” handelte, sofern das “Rezept” auch eingelöst wurde.
Virgil G. Venglescu, 2011